Meiningen macht seinem Namen als Kultur- und Sportstadt auch 2022 alle Ehre. Herausragend wird der 25. August werden, wenn die 1. Etappe der Deutschland-Tour hier endet. Vorbereitet wird das schon länger und Meiningen kann sich auf einen echten Höhepunkt freuen.
Meiningen – Meiningens Bürgermeister Fabian Giesder konnte sich ein diebisches Grinsen nicht verkneifen. „Also ich bin froh, dass das mit der Veröffentlichung so geklappt hat. Es wäre nicht gut gewesen, wenn irgendwie vor der offiziellen Bekanntgabe der Organisatoren etwas an die Öffentlichkeit gedrungen wäre“, sagte er beim kürzlichen Redaktionsgespräch.
Denn schon vergangenen Herbst habe es erste Kontakte mit dem Veranstalter gegeben, berichtet Giesder. „Ich habe für mich selbst sofort gesagt, dass wir das machen. Die Chance, Etappenort bei einer solche großen Radrundfahrt zu sein, bekommt man nicht oft. Aber ich musste ja noch meine Leute davon überzeugen“, berichtet Meiningens Stadtoberhaupt schmunzelnd. „Das war allerdings nicht schwer. Alle haben die Dimensionen erkannt, die das für Meiningen und die gesamte Region hat. Auch der Stadtrat war einstimmig dafür. Ich bin allen für ihre Verschwiegenheit dankbar.“
Klar ist, dass bei solchen groß angelegten Veranstaltungen die Verschwiegenheit wichtig ist. Dringen Informationen vor dem eigentlichen Datum der Veröffentlichung durch, sinken die Chancen, irgendwann mal wieder ein solch hochkarätiges Sportereignis in die Stadt zu holen, natürlich drastisch. Schließlich ist der Organisator der Tour, die ASO (Amoury Sports Organisation) auch für die Durchführung der Tour de France, weiterer hochkarätiger Radsport-Eintagesrennen und auch der Rallye Dakar verantwortlich. Hier nimmt man sicherlich wahr, wo etwas gut läuft und wo nicht.
Bei allen Beteiligten hat die Nachricht, dass Meiningen Etappenort der Deutschland-Tour 2022 ist, für große Freude gesorgt. Und diese Freude herrscht natürlich auch schon beim Stadtoberhaupt. „Wir sind sehr stolz, dass die Wahl auf Meiningen gefallen ist und bei mir und allen Mitarbeitern ist die Vorfreude schon sehr groß. Es liegt aber noch viel Arbeit vor uns. Als klar war, dass Weimar ein Etappenort der Deutschland-Tour wird, wurde ein zweiter Ort in Thüringen gesucht. Eine wichtige Rolle, dass wir ins Gespräch gekommen sind, spielte das Thüringer Wirtschaftsministerium. Das hilft uns auch bei der Finanzierung, weil das für Meiningen allein ein zu großer Brocken gewesen wäre“, berichtet Giesder. „Natürlich hat auch den Ausschlag gegeben, dass wir in der Vergangenheit als mehrfacher Etappenort der Lotto Thüringen Ladies-Tour und auch im vergangenen Jahr mit dem top-organisierten Velo Grand-Prix und dem Nachwuchs-Radrennen schon oft sehr gute Visitenkarten in Radsportkreisen abgegeben haben.“ Giesder nannte explizit den Velo Grand-Prix-Organisator Matthias Hahn und auch den ortsansässigen Radsportverein Blau-Weiß Meiningen als herausragende Partner in der Vergangenheit, auf die man auch bei den Vorbereitungen zur Deutschland-Tour baue. „Alle Beteiligten sind ehrgeizig und wollen natürlich, dass das ein großer Erfolg wird“, fügte Cornelia Kraffzick an, die als Leiterin des Geschäftsbereichs Bürgerdienste der Stadt Meiningen ebenfalls stark in die Vorbereitungen involviert ist.
Einige Einschränkungen
Das erwähnte „dichthalten“ funktioniert auch beim Redaktionsgespräch, denn zu tief ließen sich die beiden Stadtvertreter noch nicht in die Karten schauen. „Ende März wird die Strecke präsentiert. Von dem, was wir schon wissen, dürfen wir vorher nichts preisgeben“, so Kraffzick. Klar ist, dass es an jenem 25. August eine Zieldurchfahrt geben wird und nach einer Zielrunde durch die Region, das Etappenende. „Als uns von den Organisatoren angeboten wurde, dass das Feld vor dem Etappenende noch eine Zielrunde fahren kann, haben wir sofort zugesagt“, führt Giesder weiter aus. Das sei auch für die Orte der Umgebung gute Werbung, weil auch sie im Fernsehen präsent sein werden. Aber es müsse natürlich auch mit Einschränkungen gerechnet werden. Es sei klar, so Giesder, dass an diesem Tag in Meiningen nicht viel gehen werde. Es werde Behinderungen im Verkehr und andere Einschränkungen geben. „Aber sind wir mal ehrlich, wenn wir den Wert für das Image Meiningens und der Region dagegensetzen, dann lohnt sich das auf alle Fälle. Man kann den Werbewert nicht beziffern, den die von hier in die Welt gehenden Fernsehbilder haben werden“, so Meiningens Bürgermeister. Hinzu kommt der wirtschaftliche Faktor, wenn 22 Radteams mit je sechs Fahrern und den dazugehörigen Teammitgliedern in und rund um die Stadt übernachten. Und der Erlebnisfaktor ist ebenfalls gigantisch. Bei keiner anderen Sportart kommt man so nah an die großen Stars ran – und das alles ohne Eintritt. Das gelte nicht nur für die Etappenankunft. Denn wenn tags darauf auf dem Marktplatz die zweite Etappe startet, ist das nicht anders. Auch dort werden die Fahrer noch mal hautnah zu erleben sein, wenn sie sich auf der Bühne einschreiben.
Ex-Radsportler Matthias Hahn, der in Meiningen wohnt und vergangenes Jahr gemeinsam mit dem ortsansässigen Radsportverein Blau-Weiß Meiningen den Velo Grand-Prix und das Meininger Radrennen für den Nachwuchs organisierte, hat die Vorfreude ebenfalls schon gepackt. „Ich freue mich immer, wenn hier in der Region der Radsport so in den Fokus rückt. Es ist ein superschöner Sport In Meiningen wird die Weltelite zu Gast sein und das alles zeigt, dass Thüringen offen für den Spitzensport ist“, so Hahn. „Und die Thüringer Radsportvereine haben dazu viel Gutes beigetragen.“ Natürlich habe man in Radsportkreisen vergangenes Jahr den toll organisierten Velo Grand-Prix und das Nachwuchsrennen in Meiningen wahrgenommen und damit auch gesehen, dass hier auch eine Radsport-Lobby vorhanden ist. Hahn, der oft in der Region mit dem Rennrad unterwegs ist, kennt sämtliche Straßen hier und er findet es cool, dass im August wohl einige der besten Profis der Welt auf seinen Trainingsstrecken unterwegs sein werden.
Und das gilt natürlich auch für den RSV Blau-Weiß Meiningen. Denn bei René Döpel und seinen Schützlingen hat die Nachricht natürlich ebenfalls große Freude ausgelöst. „Für die Zuschauer hier in Meiningen aber ganz besonders für unseren Nachwuchs wird es eine ganz tolle Sache sein, die Profis mal so hautnah erleben zu können. Wir trainieren mit unseren jungen Radsportlern ja auch ständig auf den Straßen hier in der Region und da werden dann auch die Profis unterwegs sein“, so der RSV-Nachwuchstrainer. Döpel weiß, dass eine solche Veranstaltung aber auch viel Aufwand in der Vorbereitung mit sich bringt. Auch wenn es wegen der Ferien und der Urlaubszeit vielleicht nicht einfach werden wird, könne man bei Vorbereitung und Durchführung natürlich auf den RSV zählen, meinte er. Man habe im Verein auch schon darüber geredet, was man eventuell im Rahmenprogramm machen könne. Ein Laufradrennen für die Kleinsten etwa sei durchaus denkbar. Auf alle Fälle wird dieser 25. August sportlich gesehen der Jahreshöhepunkt für Meiningen werden.